Viele Bestandteile unseres Lebens sind heutzutage in digitaler Form als Daten abgebildet. Man weiß um die invasiven Formen dieses Umstands: Facebook und Co haben sich den Handel mit privaten Informationen zum Geschäft gemacht.
Es gibt jedoch auch Daten, die öffentliche Aspekte der Gesellschaft beschreiben und die aus guten Gründen öffentlich sein müss(t)en: Dazu gehören Wahlergebnisse, Steuerausgaben, und Messwerte zur Luftverschmutzung. Diese Daten, in der richtigen Form vorhanden, nennt man Offene Daten. Man unterscheidet hier zwischen verschiedenen Arten: so gibt es u.a. offene Verkehrsdaten, Geo- und Umweltdaten, Kulturdaten, und mehr.
Die wichtigsten Eigenschaften offener Daten, wie in der offiziellen Definition (Open Definition) beschrieben, sind:
Akteure, u.a. aus den Bereichen des Journalismus, der Wirtschaft, des nicht-staatlichen Aktivismus, und der Politik, haben das Potenzial der offenen Datenströme in Teilen erkannt und in ihre Arbeit einfließen lassen. Im Ergebnis sind Anwendungen entstanden, durch die sich bspw. Grundschulplätze besser zuordnen lassen, Kunst und Kultur digital erlebbar wird oder Städte bei der KiTa-Planung unterstützt werden. Weitere Beispiele sind die Reportage zu der Kluft zwischen Ost und West ‘Das Geteilte Land’ des Zeit Magazins (Datenjournalismus), die Wheelmap, mit der sich Rollstuhlgerechte Orte finden lassen, TRAVIC, eine Liveansicht öffentlicher Verkehrsmittel, und ‘Wartezeiten in Moers’, eine Applikation für das Bürgeramt. Weitere Beispiele sind unter datenwirken.de und bei den Datenwaben zu finden.
Der Einsatz offener Daten im Klassenraum hingegen hat bisher (zu) wenig Beachtung gefunden. Damit bleibt ein wahrer Schatz an Daten weitgehend unbeachtet, der nicht nur dazu dienen könnte, staatliche Aufgaben und Entscheidungen transparenter zu machen, sondern auch dazu, bisher weitestgehend statische Unterrichtsmaterialien und Diskussionsgrundlagen durch unmittelbare und relevante Informationen zu ersetzen.
Die Anwendungen, die dadurch erstellt werden können, machen komplexe Sachverhalte im Unterricht greifbar und verständlich. Durch Visualisierungen, die reale und konkrete Datensätze darstellen, können bspw. fachliche Fragen aus dem Politik- und Sozialkundeunterricht mit direktem Bezug auf die unmittelbare Umgebung diskutiert werden.
Zusammengefasst bieten offene Daten folgende Vorteile und Möglichkeiten:
Durch den breit gefächerten Themenraum von Open Data ist es möglich, einen ebenso breiten Themenraum im Unterricht zu bedienen.
Durch den Staat als Quelle ist die Richtigkeit der Daten verlässlich. Dies ist vor allem bei Open Government Data der Fall.
Die Prinzipien zur Veröffentlichung von offenen Daten gewährleisten Aktualität. So lassen sich existierende Anwendungen mit neuen Daten bespielen.
Open Data bietet die Möglichkeit das tendenziell eher statische (und in manchen Fällen veraltete) Unterrichtsmaterial zu ergänzen, und ermöglichen in der Folge die Erstellung individuell angepasster Unterrichtsmaterialien auf Basis der Anwendungen.
Durch offene Verwaltungsdaten wird ein lokaler Bezug in der Wissensvermittlung erreicht, der zur Identifikation mit der eigenen Umwelt beiträgt.
Als weiteren wichtigen Punkt ist das breite Spektrum an Kompetenzen zu nennen, dass durch die Arbeit mit offenen Daten gewonnen werden kann. Als Vorbereitung auf die zukünftige Arbeitswelt kann hier die Informatik als solche demystifiziert werden, um als praktisch anwendbares Mittel verstanden zu werden.
Von besonderem Interesse für dieses Projekt und die Anwendung im Unterricht sind offene Regierungs- und Verwaltungsdaten. Konkret sind damit Daten gemeint, die:
Im Zusammenhang mit dieser Datenart spricht man vom Konzept des ‘Offenen Verwaltungs- und Regierungshandelns (Open Government). Dieses ist als ganzheitlicher Ansatz zur Belebung der Demokratie zu verstehen. Transparentes Regierungs- und Verwaltungshandeln stellt dafür die Grundlage dar. Offene Daten sind deswegen so interessant, weil sie ein faktenbasiertes Verständnis unserer politischen Umwelt begünstigen, das von Transparenz getragen, graduell einen besseren Zugang zur eigenen zivilgesellschaftlichen Identität und gesellschaftlichen Teilhabe schaffen kann. Regierungsprozesse werden potenziell sichtbarer, politische Handlungen greifbarer, und Partizipationsmöglichkeiten zugänglicher.
Mit offenen Daten kann man den heranwachsenden Mitgliedern unserer Gesellschaft Werkzeuge in die Hand geben, die ihr zivilgesellschaftliches Selbstverständnis fördern und ihr Interesse an anderweitig unzugänglichen und abstrakten Sachverhalten wecken.
Richtig umgesetzt wird Open Government deshalb mittel- bis langfristig eine nachhaltige Änderung der politischen Kultur zur Folge haben. Die bisherige Kultur der politischen Beteiligung, die fast ausschließlich auf Wahltermine begrenzt war, wird sich zu einer Kooperationskultur entwickeln, die die Zusammenarbeit zwischen Politik und Gesellschaft verstetigt und intensiviert. Die Hinwendung zu Open Government bedeutet so den Abbau von Politikverdrossenheit und einer rein negativen Protestkultur. Die Bundesrepublik kann von einer
Die initiale Motivation, den Einsatz dieser Daten im Unterricht zu fördern, ergibt sich also unter anderem aus der Motivation, heranwachsenden Mitgliedern unserer Gesellschaft Werkzeuge in die Hand zu geben, die ihr zivilgesellschaftliches Selbstverständnis fördern und ihr Interesse an anderweitig unzugänglichen und abstrakten Sachverhalten zu wecken. Die dabei entwickelten digitalen Kompetenzen tragen darüber hinaus zu einem selbstbestimmten Verhältnis gegenüber den Technologien bei, die unseren Alltag zunehmend formen.
Zunächst sind die Informationen, die sich aus offenen Daten ziehen lassen, in Zahlenreihen verborgen, die wiederum in Tabellen, Dateien, und Datenbanken zu finden sind. Um die Daten ‘zum sprechen’ zu bringen, benötigt man Wege, um diese darzustellen, zu verarbeiten, und zu analysieren. Dies geschieht mit Hilfe von Anwendungen wie Apps, Kartendarstellungen, Graphen, und anderen Visualisierungsformen.
Unter dem Menüpunkt 'Tools' sind Beispiele aufgeführt, die veranschaulichen wie solche Tools aussehen können. Im Zuge dieses Projektes lag der Fokus zunächst auf Haushaltsdaten und der zugehörigen Anwendung, ‘OffenerHaushalt’, die strukturell und technisch neu aufgesetzt wurde. Dazu wurden Anleitungen und Erklärungs-Ressourcen entwickelt, die den Prozess, neue Datensätze hinzuzufügen, die Anforderungen an die Datenqualität, und die Funktionen erklären. Dazu gibt es eine Übersicht über Formate, Kompetenzen, und niedrigschwellige Visualisierungswerkzeuge, die mithilfe weniger Schritte und einem einfachen Tabelle (z.B. Excel) genutzt werden können.
Die für dieses Projekt entwickelten Anwendungen basieren auf Daten, die es in jeder Stadt, Gemeinde, und in jedem Bundesland in Deutschland gibt, wenn auch nicht immer in der passenden Form.
Ein wichtiger Punkt ist die Frage der technischen Ausstattung der jeweiligen Schulen. Noch sind letztere weit davon entfernt, Computergeräte für jede Schülerin und jeden Schüler bereitstellen zu können. Im Resultat sind die meisten der vorgestellten Anwendungen in ihrem vollen Potenzial nur unter Nutzung etwaiger Computerräume möglich. Doch gerade aus diesem Umstand heraus entsteht die Wichtigkeit, Relevanz, und Notwendigkeit digitaler Bildungsangebote, denn nur bei einem ausreichenden Angebot wird deutlich, welche Chancen und Potenziale in ihnen zu finden sind, was wiederum die beste Argumentationsgrundlage ist, um die Einforderung besserer technischer Ausrüstungen zu legitimieren. Dennoch wird im folgenden auch auf Anwendungsbeispiele verwiesen, die mit begrenztem oder nur lehrerseitigem Zugang zu Computern möglich sind.
Daten gibt es überall, nur nicht immer in der richtigen Form.
Trotz vieler Bemühungen und einiger Orte mit Leuchtturmcharakter¹ ist die Datenlage nicht immer optimal. Oft liegen Datensätze beispielsweise im PDF-Format vor, und müssen zunächst in ein maschinenlesbares Format umgewandelt werden. Besser sind hier beispielsweise .csv² oder .tsv³ Dateien, die direkt in die Tools eingelesen werden können, auch wenn hier die Formatierung und weitere technische Faktoren eine große Rolle spielen. Im besten Fall sind die Daten über eine Schnittstelle (API) abgreifbar.
Für die hier vorgestellten Tools liegen dazu Beschreibungen bereit, die für die Datenbereitsteller gedacht sind. Interessierte Lehrer können diese an ihre örtlichen Verwaltungen schicken, um so zu versuchen, die benötigten Daten im richtigen Format zu bekommen. Verwaltungen können diese an ihre jeweiligen Rechenzentren bzw. Datenverarbeiter weiterreichen. Wichtig ist: insofern die benötigten Daten in den richtigen Formaten vorliegen, ist eine Erweiterung der dargestellten Werte mit relativ geringem Aufwand auf jede Kommune oder Stadt denkbar.
Generell ist zu sagen, dass es bereits einige Datenquellen gibt die teilweise von hoher Qualität und Breite gezeichnet sind, auch wenn dies aber leider nicht immer der Fall ist. Durch die unterschiedlichen Regierungsebenen Bundesrepublik, deren Ministerien, Bundesländer (wieder mit verschiedenen Ministerien), Landkreise und Kommunen - und deren divergente gesetzliche Rahmen, sind unterschiedlich viele offene Daten verfügbar – je nachdem, wo man sucht.
Es kann zum Beispiel sein, dass manche Landkreise in einem Bundesland Geodaten herausgeben, andere nicht – und manche Landkreise die Daten in ihrem Landesportal einstellen, und andere wiederum nicht. In naher Zukunft wird die Situation hoffentlich wie in Österreich sein, wo offene Daten in zwei zentralen Portalen gesammelt werden. Das ist ein großer Vorteil, weil Nutzer*innen nicht lange danach suchen müssen und einen guten Überblick haben, welche Daten bereits offen sind: momentan muss man aber noch die folgenden Portale nutzen:
Manche Datensätze der Länder und Kommunen landen bereits auf der bundesweiten Plattform GovData.de – aber leider nicht alle. https://www.govdata.de
Open NRW ist ein Pilotprojekt der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Hierbei geht es nicht nur um die Bereitstellung von offenen Daten, sondern auch um Informationen, Antworten auf Fragen und Ideen zur Zusammenarbeit unter Bürgern. Open NRW stellt uns 2662 Datensätze aus ganz Nordrhein-Westfalen zur freien Verfügung, davon stammen 299 aus Moers (Stand: 07/2017).
Das Offenes Datenportal ist eine Sammlung von Datensätzen, die von einigen Städten am Niederrhein zusammengetragen werden. Das Portal umfasst 591 Dateien, davon kommen 291 aus Moers, das in Sachen offene Daten mit gutem Beispiel vorangeht (Stand: 07/2017).
Manche Ministerien betreiben zudem eigene Datenportale – deren Daten aber leider nicht immer auch auf GovData gefunden werden können. Wetter- und Verkehrsdaten des Bundes gibt es beispielsweise auf https://www.mcloud.de, den MobilitätsDatenMarktplatz auf http://www.bmvi.de, und das Datenportal des Bildungs- und Forschungsministeriums auf http://www.datenportal.bmbf.de.
Zusätzlich betreiben einige Bundesländer eigene Datenportale:
In einigen Bundesländern gibt es nur Geodaten als offene Daten – also die Umrisse von Landkreisen oder ähnliches. Für einfache Anfragen (wie eben Landkreisumrisse) ist man auf http://opendatalab.de eventuell sogar besser beraten. Wie oben erwähnt, gibt es noch sehr viele andere Datenbereitsteller – z.B. Firmen, die öffentliche Infrastruktur bereitstellen, also Verkehrsbetriebe, Stadtwerke etc. Als ein überregionales Beispiel sei hier das Open Data-Portal der Deutschen Bahn genannt.
Offene Daten gibt es nicht nur in Deutschland: auf dieser Übersicht sind Datenportale auf der ganzen Welt verzeichnet.
Sie möchten diese Tools nutzen, um auch Daten aus ihrer Gemeinde oder Stadt zu visualisieren? In den Anleitungen finden Sie Informationen, was Sie benötigen und wie Sie vorgehen müssen. Der verfügbare Leitfaden enthält die dargestellten Informationen zum Mitnehmen.